Anrufe geben Sicherheit

Erstellt von Kerstin Kempermann |

Fachstelle Sucht hält über das Telefon Kontakt zu Patienten - Erstkontakte weiter möglich

Oldenburg, 30.3.2020 - Eigentlich würde Sabrina Sies, jetzt mit ihrer Therapiegruppe zusammensitzen. Stattdessen greift die Leiterin der Fachstelle Sucht der Diakonie in Oldenburg zum Telefonhörer. Sie ruft die Reha-Patienten an. „Der Bedarf an Austausch ist hoch“, berichtet sie. Viele Patienten durch die Maßnahmen in der Corona-Krise unter Einsamkeit und fehlenden Aufgaben. „Dennoch gelingt es unseren Patienten gut, die Abstinenz aufrecht zu erhalten.“

 

Das erlebt auch Hauke Holm in Bad Zwischenahn so. Der Leiter der Fachstelle Sucht und seine KollegInnen halten ebenfalls engen Kontakt zu den Patienten. „Momentan sind alle stabil und durch die Corona-Krise stehen derzeit andere Themen im Vordergrund. Gleichzeitig ist der Bedarf an Beratung und Behandlung sehr hoch.“ Gerade Alleinstehende nutzten die Möglichkeit der Gespräche sehr intensiv. Aber auch für Angehörige ist der Kontakt wichtig. Das schildert auch eine Patientin im Telefoninterview: „Ich bin seit einem Jahr trocken. Die Situation jetzt war auch für meine Familie beängstigend. Mein Mann hat sich Sorgen gemacht, dass mir die unterstützende Struktur fehlen wird“, erzählt die 55-Jährige, die anonym bleiben möchte.

 

Normalerweise besucht sie die Therapiegruppe der Fachstelle in Bad Zwischenahn zur Nachsorge. Zusätzlich geht sie zu Selbsthilfetreffen des Freundeskreises. Nun finden die Treffen nicht mehr statt, dafür gibt es einen regen Austausch über Telefon, Internet und Messenger-Dienste. „Ich weiß, dass ich in der Fachstelle jederzeit anrufen kann. Das gibt mir viel Sicherheit. Gestern hat meine Therapeutin mich angerufen und wir haben ein richtig intensives Therapie-Gespräch geführt. Das tut mir gut.“ Wichtig ist ihr auch, dass sich auch die Angehörigengruppe weiter austauscht. „So bleibt für meinen Mann die Hilfestruktur erhalten.“

 

Der Zusammenhalt in der Gruppe ist der 55-Jährigen wichtig. „Einige leben allein oder können jetzt nicht zu ihren Kindern fahren. Da sind unsere Gespräche sehr wichtig.“ Sie macht allen Mut, sich auch in dieser Situation an die Fachstellen zu werden. Für Kai Kupka, Referent für Suchtfragen bei der Diakonie, ist es entscheidend, dass die Fachstellen in dieser Situation weiter als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und aktiv auf die Suchtkranken zugehen. „Wichtig ist es, den Menschen die Sicherheit zu geben, dass wir weiter für sie da sind.“

 

Und einige Anrufe zeigen, für manche Klienten ist die Situation überfordernd. „Wenn ein Paar in einer kleinen Wohnung zusammensitzt und Beide Alkohol trinken, dann kann die Situation schwierig werden. Auch solche Anrufe erleben wir“, sagt Sies. Positiv stellt Sabrina Sies fest, dass Angehörige und Betroffene sich weiter für einen Erstkontakt melden. „Wir haben Standards entwickelt, um den persönlichen Erstkontakt zu ersetzen“, berichtet die Leiterin der Fachstelle Sucht in Oldenburg. Per Post bekommen die Anrufer Fragebögen und Formulare zugesendet. „Das klappt gut“, berichtet Sies.

 

Alle Kontaktmöglichkeiten unter:

 

http://www.suchtberatung-oldenburg.de

 

http://www.suchtberatung-ammerland.de

 

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